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Frauen! Frieden! Freiheit! – Der Einfluss der Religionen auf Demokratie und Gleichstellung

Unter diesem Titel veranstaltete die Frauenbrücke Ost-West in Zusammenarbeit mit der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Augsburg und der Bundeszentrale für politische Bildung vom 26. – 28. März 2010 eine Tagung in Augsburg.

Zum ersten Mal seit ihrer Gründung beschäftigte sich eine Tagung der Frauenbrücke Ost-West mit dem Thema Religion und lud dazu Frauen unterschiedlicher religiöser Richtungen ein.
Zu Beginn gab Dr. Elif Özmen in einem eindrucksvollen Vortrag u.a. einen Einblick in die inhaltliche Wandlung des Toleranzbegriffes im Laufe der Geschichte, danach ging es um die christliche Grundlage politischen Engagements der Kirchen (Dr. Bertelmann). Anschließend wurde – unter dem Titel „Mutige Frauen im kirchlichen Gewand“ – das Leben von Edith Stein vorgestellt und Alexandra Caspari berichtete über ihr Lebens als erste deutsche Alt-Katholische Priesterin.

Auch am nächsten Tag ging es mit einer engagierten Christin weiter, Schwester Dr. Benedikta Hintersberger, die in einem sehr lebendigen Vortrag den Kampf ihrer Ordensgemeinschaft um Gleichberechtigung in der kirchlichen Hierarchie beschrieb.
An der folgenden Podiumsdiskussion ging es um Kirche und Staat im Dialog um Frieden, Freiheit und Geschlechtergerechtigkeit. Wobei die Frage im Vordergrund stand, was die jeweiligen Religionen zu dieser Diskussion beisteuern können. Das Aktionsbündnis muslimischer Frauen wurde durch Tuba Isik-Yigit vertreten, der mit Abstand jüngsten Teilnehmerin sowohl des Podiums als auch der Tagung insgesamt.
Sie stellte die Relevanz eines konfessionell orientierten islamischen Religionsunterrichts gemäß Art. 7 III GG dar und erläuterte, in welchem Kooperationsverhältnis der Staat zu den Religionsgemeinschaften stehen müsse, um dieses Recht auch den Muslimen zu gewähren.
Sehr viel Zuspruch erhielt sie für ihre Forderung nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit; die Politik dürfe bei der Konzipierung der Rahmenbedingungen für den Arbeitserwerb nicht von einem androzentrischen Verständnis ausgehen, sondern müsse frauen- und familiengerechte Bedingungen schaffen. Nur so sei eine tatsächliche Freiheit bei der Lebensgestaltung (Mischung Erwerbs- und Familienarbeit) gegeben.
Ferner forderte sie die dort anwesenden Frauenrechtlerinnen zur Solidarisierung mit den Frauen des Aktionsbündnisses auf, die sich für das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben muslimischer Frauen einsetzen und diese Wahl auch anerkannt sehen möchten, wenn sie nicht dem Lebensstil der Mehrheitsgesellschaft entspricht.

In der anschließenden Diskussion wurden natürlich auch wieder klassische Themen wie die angeblich mangelnde Beteiligung (die DIK-Veröffentlichungen sprechen eine andere Sprache) muslimischer Schüler am Schwimm- und Sportunterricht angesprochen. Während die West-Teilenehmerinnen der Tagung dies als Integrationsmesser bewerteten, sahen dies die Ost-Teilnehmerinnen wesentlich entspannter und weniger ideologieverknüpft. In der DDR war der monoedukative Sportunterricht ab der 5 Klasse üblich, was die von dort stammenden Tagungsteilnehmerinnen in positiver Erinnerung hatten – insbesondere während der schwierigen Zeit der Pubertät. Maryam Weiß und Gabriele Boos-Niazy, die ebenfalls für das Aktionsbündnis anwesend waren und sich tiefer gehend mit Schulthemen beschäftigt haben (Maryam Weiß ist Hauptschullehrerin) konnten den besonderen Blickpunkt muslimischer Eltern und Schüler vermitteln sowie praxistaugliche Vorschläge zu einem gedeihlichen Miteinander machen.

Beim abschließenden gemeinsamen Mittagessen wurde weiter kontrovers diskutiert und uns bleibt die Hoffnung, einige festgefahrene Meinungen ein Stück weit erschüttert zu haben.

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