Das Manifest der Vielen
Im Rahmen der Sarrazin-Debatte und dem offenen Brief an den Bundespräsidenten hatte Hilal Sezgin die Gelegenheit, Stimmen unterschiedlicher Autoren zu einem Buch zusammenzutragen (Manifest der Vielen, Blumenbar-Verlag, erscheint am 26.02.2011). Die AutorInnen zeichnen einen Gegenentwurf: Deutschland schafft sich nicht ab, es buchstabiert sich neu! Vier unserer Mitglieder hatten die Gelegenheit an diesem Projekt mitzuarbeiten:
Kübra Gümüsay – „Auf Mitleidstour“
Im Beitrag „Auf Mitleidstour“ von Kübra Gümüsay geht es um die Opferrolle, in die Muslime immer wieder gerne tappen, und darum, wie wichtig es eigentlich ist, sich zwar dieser Situation bewusst zu sein, aber gleichzeitig souverän damit umzugehen. Und vor allem einzusehen, dass Muslime nicht die einzigen sind, die Rassismus erfahren – Muslime haben keine Exklusivrechte auf die Opferrolle.
Riem Spielhaus – „Neue Gemeinschaften oder Kultur ist nicht aus Stahl“
Die Autorin des Artikels hat sich angesichts der Debatten um Genetik und Deutschenfeindlichkeit 2010 öfter mal darüber geärgert, dass sie schon ausgewandert war! Deutschland muss sich neu erfinden, wenn es wieder ein lebenswertes Land werden will. Die Hoffnung darauf hat sie angesichts der Jugend die um ein anderes, ein selbst gewähltes neues Wir ringt, das religiöse und ethnische Grenzen nicht aufbaut, sondern überwindet, noch nicht aufgegeben.
Miyesser Ildem – „Meine pränatale Migration“
Der Beitrag ist eine eindrückliche Beschreibung der Erfahrungen einer jungen Frau, die sich aus dem eigenen Selbstverständnis heraus „natürlich“ als „dazugehörig“ definiert, doch der Blick ins Gesicht des Gegenübers und seine Fragen signalisieren ihr das Gegenteil. Was sind die Gründe dafür, was muss getan werden, damit diese Situation sich ändert?
Gabriele Boos-Niazy – „Déjà-vu“
Kann es ein „Alles schon mal dagewesen“ im Hinblick auf die Kopftuchverbote geben? Es kann: Die Parallelen zwischen der gesellschaftlichen Situation während der Zeit der 68er und der heutigen Gesellschaft, die Angesichts von Multi-Kulti Angst vor dem Verlust ihrer Identität hat, sind frappierend. Und die politische Reaktion ist das Déjà-vu: Berufsverbote im öffentlichen Dienst.