Internationaler Frauentag
Der heutige Tag markiert den 111. internationalen Frauentag! Er gilt nicht nur als Frauentag, sondern ist vielmehr der internationale Frauenkampftag, wie die UN-Generalversammlung entschied. Anlässlich dieses besonders wichtigen Tages wollen wir allen Frauen*, Müttern, Schwestern, Töchtern und Großmüttern gedenken, die tagtäglich unermüdliche und unbezahlte Arbeit leisten.
Es ist unglaublich und mag einigen nicht gänzlich bewusst sein, was für eine enorme Leistung sie jeden Tag erbringen und erbringen müssen. Daher möchten wir unseren Fokus heute auf ein ganz wichtiges, jedoch leider noch viel zu selten beachtetes Thema richten, nämlich die Care-Arbeit oder Sorgearbeit. Diese Arbeit umfasst, wie der Name schon sagt, Tätigkeiten des Sorgens und sich Kümmerns gemeint, die meist jedoch unsichtbar bleiben. Noch immer werden diese gesellschaftlich unterschätzt und schon gar nicht honoriert oder beachtet. Dies führt nicht zuletzt dazu, dass es im privaten Bereich eine (hauptsächlich) unbezahlte Arbeit bleibt, die oft im Mindset „Ich kann nicht mehr, aber ich muss. Ich muss funktionieren!“ endet. Care-Arbeit wird nicht als „richtige“ Arbeit betrachtet.
Während Care-Arbeit in der Gesellschaft unbezahlt und unberücksichtigt bleibt und als kostenlose und selbstverständliche Arbeit verstanden wird, steht in starkem Kontrast dazu die entlohnte Produktionsarbeit, der großer Wert beigemessen wird. Problematisch ist außerdem, dass Care-Arbeit selbst heute noch als natürliche Fähigkeit und Aufgabe der Frau betrachtet wird und als „Frauensache“ gilt. Selbst wenn Frauen in der heutigen Zeit erwerbstätig sind, löst oder befreit sie das noch lange nicht von ihrer kostenlosen (und gezwungenermaßen zu leistenden, da ihnen meist keine andere Wahl bleibt) Care-Arbeit. Frauen sind demnach durch Lohnarbeit und die kostenlose Care-Arbeit einem doppelten Druck ausgesetzt. Hinzu kommt, dass diese Leistung nicht in die Berechnung des BIP miteinfließt.
Man darf hierbei aber nicht vergessen, dass auch Männer von den negativen Auswirkungen dieses Systems nicht verschont bleiben. So haben beispielsweise Vätern häufig eine mangelnde oder gar fehlende Beziehung zu ihren Kindern. Um eine Lösung zu entwickeln müssen zunächst patriarchale Strukturen in jedem Bereich (z.B. der Familienpolitik) hinterfragt werden, denn es zeigt sich, dass bis heute der Mann als Ernährer der Familie und die Frau als Hausherrin betrachtet wird.
Es ist falsch und auf allen Ebenen unfair, dass Care-Arbeit nicht entsprechend ihres Werts entlohnt wird. Care-Arbeit ist Arbeit und auch als solche zu wertschätzen und zu bezahlen. Das zu versäumen stellt eine extreme Ungerechtigkeit dar. Es ist abwegig und unausgeglichen: Die Gleichberechtigung fehlt – ganz klar. Es ist an der Zeit, dass man(n) aufhört, (betroffene) Frauen* dafür zu bestrafen, dass sie tagtäglich systemrelevante Arbeit leisten und anfängt, sie sichtbarer zu machen, ihre (Care-)Arbeit wertzuschätzen und zu honorieren, um einen gesellschaftlichen Ausgleich zu schaffen.
Dafür steht auch intersektionaler Feminismus. Er ist dafür da, um gesellschaftliche Ungerechtigkeiten, diskriminierende und in diesem Fall auch sexistische und rassistische Strukturen zu überwinden, um Freiheit und Gleichheit für alle Geschlechter zu erreichen. Dies ist die Basis, auf der Feminismus fußt. Feminismus, der sich für alle Menschen einsetzt, kann und muss intersektional sein. Aus diesem Grund ist es umso wichtiger, Care-Arbeit endlich sichtbar zu machen und für eine faire Auf- und Verteilung dieser wertvollen Arbeit zu sorgen, um zu verhindern, dass der Mental Load auf einer einzigen Person lastet – nämlich die Frau – was dazu führt, dass keine Zeit mehr für ihre Hobbies und Interessen bleibt, weil all ihre Kapazitäten in Beruf und ungesehene Care-Arbeit fließen.
Care-Arbeit ist wichtig. Es ist wichtig, sich darum zu sorgen, dass es anderen Menschen besser geht. Es ist eine Bereicherung, sowohl für Frauen als auch für Männer. Aber es ist genauso wichtig, diese sichtbar zu machen, wertzuschätzen und endlich ihrem Wert entsprechend zu entlohnen.
Daher: Für eine faire Verteilung und Wertschätzung der Sorgearbeit, für eine faire Gesellschaft und einen hoffentlich baldigen Systemwandel!
Das Zitat aus „Die Bedeutung von Klasse“ von Bell Hooks rundet diese Thematik gut ab: „Die einzige echte Hoffnung auf feministische Befreiung liegt in einer Vision des sozialen Wandels, der die Art und Weise berücksichtigt, wie ineinandergreifende Systeme von Klassismus, Rassismus und Sexismus dazu beitragen, dass Frauen ausgebeutet und unterdrückt werden. […] Eine revolutionäre feministische Politik bringt eine Botschaft der Hoffnung und eine Strategie, um Frauen und Männer aller Klassen zu stärken. Feminismus ist für alle da.“