Online-Diskussion: Männerwelten in der muslimischen Community
In Veranstaltungsreihe MuslimDebatte, fördert die Alhambra Gesellschaft den innermuslimischen Gedankenaustausch und die Diskussion über muslimisches Leben in Deutschland. Zum Thema „Männerwelten in der muslimischen Community“ diskutierten am 11. Juni unsere Vorstandsvorsitzende Maryam Kamil Abdulsalam, Iman Andrea Reimann (Vorsitzende DMZ Berlin e.V.) und Refiye Ellek (Radio Bremen). Die Moderation übernahm Serap Ermiş. Angefangen mit der Frage, ob es legitim ist, dass vier Frauen über Männerwelten sprechen, wurden Männlichkeitsvorstellungen, Traditionen und Vereinbarkeit von Religion und Emanzipation diskutiert. Dabei standen die Erfahrungen als Frauen in männlich geprägten Kontexten in der Community im Vordergrund, z.B. in der Gemeindearbeit. „Ich glaube, dass Männer in der muslimischen Community genauso eingeschränkt sind in ihrer Persönlichkeitsfindung und genauso eingeschossen auf ein bestimmtes Männerbild, wie wir Frauen“, betont Maryam Kamil Abdulsalam, „Ich glaube, ein gemeinsames Entwickeln von alternativen Geschlechterrollen ist ein Weg, der zu gemeinsamen Veränderungen führen kann.“ Als Problem wurde immer wieder genannt, dass die Vorstellung von Frauen- und Männerbildern innerhalb der Community stark auseinander gehen und teilwiese von alten Traditionen im Mantel der Religion geprägt sind. Iman Andrea Reimann betonte, wie wichtig es sei zu erkennen, dass es Missstände und Probleme innerhalb der muslimischen Community gibt, genauso wie in jeder anderen Gemeinschaft. Diese gilt es anzugehen und nicht zu vertuschen. Refiye Ellek wieß darauf hin, dass Frauen im patriarchalen System Opfer und Täterinnen zugleich seien. Stigmatisierungen von Frauen gingen häufig von anderen Frauen aus. Ein weiterer Aspekt sei, dass Emanzipation häufig mit dem Vorwurf verbunden sei, sich vom eigenen Glauben abzuwenden- das ist ein großer Unterschied zur Situation in der Gesamtgesellschaft, der muslimische Frauen in ihrer Identität sehr belastet. „Den einzigen Weg, den ich sehe, das zu umgehen, ist gut fundierte religiöse Bildung für Frauen“, meint Maryam Kamil Abdulsalam. Daher sei es besonders wichtig, dass Frauen angemessene Räume in der Gemeinde, in Planungsprozessen und in der Community erhalten, darin sind sich alle Rednerinnen einig. Diese Räume neu zu definieren und Rollenbilder zu hinterfragen sei gemeinsame Aufgabe aller Geschlechter.
Die Diskussion kann nachträglich noch auf der Facebookseite der Alhambra Gesellschaft angeschaut werden. https://www.facebook.com/watch/?v=917068292141371