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Kompetenznetzwerks zur Prävention von Islam- und Muslimfeindlichkeit stellt sich vor

Kompetenznetzwerks zur Prävention von Islam- und Muslimfeindlichkeit stellt sich vor

Im Rahmen eines von der Journalistin Andrea Dernbach moderierten Fachgesprächs, stellte sich das Netzwerk Islam- und Muslimfeindlichkeit, der Öffentlichkeit vor.

In seinem Grußwort machte der Parlamentarische Staatssekretär bei der Bundesfamilienministerin, Stefan Zierke, deutlich, dass man in Deutschland ein Problem mit Ausgrenzung, Diskriminierung und Rassismus gegen Muslim*innen habe. „Diese Diskriminierung ist auch ein Angriff auf unsere Demokratie, die wir über viele Jahre aufgebaut haben. Diese Demokratie müssen wir täglich verteidigen. Deswegen ist es schön, dass es Organisationen und Menschen wie Sie gibt, die sich dem stellen.“

In zwei Panels ging es um den derzeitigen Stand der Bekämpfung von antimuslimischem Rassismus, die Herausforderungen und auch die Sichtweise der muslimischen Zivilgesellschaft auf die bisher ergriffenen oder geplanten Maßnahmen in diesem Feld.

Jeweils aus ihrer Perspektive nahmen Stellung: Prof. Dr. Kai Hafez (Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft, Universität Erfurt), Lamya Kaddor (Islamwissenschaftlerin und Publizistin), Ozan Zakariya Keskinkılıç (Alice Salomon Hochschule Berlin), Aiman Mazyek (Zentralrat der Muslime in Deutschland e. V.) Murat Gümüş (stellv. Generalsekretär der IGMG e. V., Generalsekretär des Islamrat für die BRD), Gabriele Boos-Niazy (Aktionsbündnis muslimischer Frauen e. V.) und Ouassima Laabich-Mansour (ASH Berlin).

Hier nur ein kleiner Teaser:

Kai Hafez, Kommunikationswissenschaftler und Mitglied im neu gegründeten Unabhängigen Expertenkreis Muslimfeindlichkeit (UEM), machte sehr deutlich, dass antimuslimische Haltungen seit Jahren auf einem stabilen Niveau verharren – jeder zweite Deutsche hegt nicht nur Aversionen gegen Muslime, sondern tritt auch dafür ein, deren Grundrechte zu beschränken. Dazu beigetragen haben die Stereotypen, mit denen der Islam seit Jahrzehnten verbunden werde. Es habe sich eine latente Struktur gebildet, die nie bekämpft wurde. Das virulente Unbehagen sei dann von bestimmten politischen Kreisen aufgenommen und politisiert worden. Alle Bereiche der Gesellschaft (Politik, Bildung, Medien usw.) müssten „durchlüftet“ werden. Das brauche einen langen Atem, aber der Kampf gegen den Antisemitismus habe gezeigt, dass man gesellschaftliche Veränderungen erreichen könne.

Gabriele Boos-Niazy vom Aktionsbündnis muslimsicher Frauen stellte in ihrem Input klar, dass die Politik einen maßgeblichen Beitrag zur Schaffung und Aufrechterhaltung negativer Stereotype beigetragen hat und dies weiterhin tut. Schon die Kopftuchverbote im Schuldienst und im KiTa-Bereich wurden legitimiert mit negativen Gedanken, die ein sogenannter „objektiver Empfängerhorizont“ beim Anblick kopftuchtragender Lehrerinnen oder Erzieherinnen haben könne – von Objektivität keine Spur. Dieses Konstrukt findet sich als der „fiktive Dritte“ jetzt in den sogenannten Neutralitätsregelungen diverser Bundesländer für den Justizdienst wieder. Der niedersächsische Gesetzentwurf geht sogar so weit, dass dieser „fiktive Dritte“, dessen Vorbehalte der Gesetzgeber zur Richtschnur seines Handelns macht, aus dem Kulturkreis der Bundesrepublik Deutschland stammen muss. Wenn schon ein Gesetzgeber durch solche ausgrenzenden Gesetze deutlich macht, wer dazugehört und wer nicht, muss es nicht verwundern, wenn private Arbeitgeber das gleiche Recht einer diskriminierenden Auswahl ihrer MitarbeiterInnen für sich in Anspruch nehmen. So stabilisiert man diskriminierende Strukturen, statt sie abzubauen.

Die Veranstaltung bot etliche Highlights, Denkanstöße und Aha-Momente. Schade, dass der Staatssekretär nur wenig Zeit hatte, dabei zu sein.

Ein ausführlicher Veranstaltungsbericht findet sich auf der Website des Kompetenznetzwerks, ein Mitschnitt der kompletten Veranstaltung fist auf youtube veröffentlicht.

Das Kompetenznetzwerk zur Prävention von Islam- und Muslimfeindlichkeit ist ein Zusammenschluss aus der CLAIM-Allianz, der Arbeitsgemeinschaft Evangelische Jugend (aej) und dem Zentrum für Europäische und Orientalische Kultur e.V. (ZEOK). Das Netzwerk wird vom Bundesfamilienministerium gefördert (für die Dauer von 5 Jahren und als eines von 14 neugegründeten Kompetenznetzwerken, die verschieden Themenfelder bearbeiten)

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