Antimuslimische Realitäten – Neue Befunde aus Arbeitsmarkt, Medien und Zivilgesellschaft
Seit Jahren wird immer deutlicher, dass Antimuslimischer Rassismus ein ernstzunehmendes Problem ist, das – wie andere Rassismen auch – längerfristig die Stabilität unserer Gesellschaft bedroht. Gegenstand vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und dem BMFSFJ geförderten (zunächst) geschlossenen Fachgesprächs war es, die bisher wenig beachteten Mehrfachbenachteiligungen und die damit zusammenhängenden Forschungslücken zu beleuchten bzw. Teile davon zu schließen.
Für die Bereiche Arbeitsmarkt, Medien und Zivilgesellschaft wurden Forschungsergebnisse aus aktuellen, noch nicht abgeschlossenen Studien vorgestellt und diskutiert. Professorin Zerrin Salikutluk (DeZim-I/Hu) teilte ihre Forschungsergebnisse zum Zusammenspiel von Geschlecht und Religion bei der Diskriminierung beim Arbeitsmarktzugang.
Fatima El-Sayed (D:Islam/BIM/HU) berichtete über das Engagement von muslimischen Frauenorganisationen im Kontext von antimuslimischem Rassismus. Die Session „Digitale Welt und Medien“ widmete sich der Frage, wann Muslime in die Schlagzeilen geraten und welche Folgen das hat (Liriam Sponholz DeZIM) und Nader Hotait und Dr. Özgür Özvatan (D:Islam/BIM/HU) stellten erste Ergebnisse zum Monitoring von Muslim Content Creators auf TikTok vor. Nach dem Fachgespräch schloss sich eine öffentliche, von Dalal Mahra (Kopftuchmädchen) moderierte Podiumsdiskussion an, die das Problem eines neuen bzw. verkürzten Neutralitätsverständnisses im Kontext Anti-Muslimischer Realitäten beleuchtete.
Dr. Aqilah Sandhu (Uni Augsburg) führte mit einem rechtlichen Input in die Thematik ein und ergänzte dann das Podium mit Tuba Bozkurt (MdA von Fraktion Bündnis 90/Die Grünen), Saba-Nur Cheema (Goethe Uni Frankfurt/Bildungsstätte Anne Frank) und unserer Vorsitzenden Gabriele Boos-Niazy. Die sehr unterschiedlichen Perspektiven der Teilnehmerinnen zeigten das ganze Ausmaß der Wirkung von Kopftuchverboten und auch die Schwierigkeiten, selbst nach über 20 Jahren der Debatte gesellschaftliche und politische Mehrheiten für ihre Ächtung zu gewinnen. Es wurde deutlich, dass es eines besseren Zusammenspiels der Akteurinnen aus Politik, Wissenschaft und Praxis bedarf, um wirklich etwas zu bewegen. Dazu hat die Veranstaltung durch die Stärkung der während der Coronazeit abgeflauten Kontakte und der Möglichkeit, neue Kontakte zu knüpfen, beigetragen.